Rifflerhütte 2234 m


Hier hatte die Sektion Prag 1888 die Rifflerhütte errichtet.
Diesen Eintrag findet man häufig in Aufzeichnungen von Wanderern auf dem Berliner Höhenweg im Zillertal.
Und das ist der kurze Nachruf für diese für die Sektion Prag so wichtigen Hütte:

Die Rifflerhütte wurde von der Section Prag des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (DOeAV) errichtet und als deren zehnte Hütte am 6. August 1888 eröffnet. Sie befand sich in einer Höhe von 2234 Metern. 1900 erwarb die Sektion Berlin die Hütte und setzte sie instand. Im März 1945 wurde die Hütte durch eine Staubschneelawine zerstört und nachfolgend nicht wieder aufgebaut.

Riffler Hütte ca 1901 nach dem Kauf durch die Sektion BerlinRiffler Hütte ca 1901,
nach dem Kauf durch die Sektion Berlin

Foto: Wikipedia, Archiv, DAV Berlin

Um heute (2012) die Geschichte der Hütte aufzuzeigen, muss man sehr lange in den Archiven suchen. Ich habe mich hier tief in die "Mittheilungen des D.u.Ö.A-V." hineingewühlt und bringe meine Ergebnisse ohne Kommentar als Dokumentation wieder.
Alle folgenden Beiträge stammen wortgetreu aus den Jahresberichten 1885 bis 1938 der "Mittheilungen des D.u.Ö.A-V."
Die Zahlen bedeuten:
Jahreszahl/Seitennummer

1885/81
" Prag. (Jahresbericht.) ....Der auch in der Zillerthaler-Gruppe jährlich steigende Touristenverkehr veranlasste die Section, auch für den lohnendsten und leichtesten Gipfel dieser Gruppe - den Riffler - den Bau einer Unterkunftshütte in Aussicht zu nehmen, und wurde der Hütten-Bauplatz angekauft....."


1886/82
"Der Bau der Rifflerhütte in der Zillerthaler Gebirgsgruppe erlitt eine Verzögerung dadurch, dass ein Uebereinkommen mit den Bauunternehmern nicht erzielt werden konnte, so dass der Bau erst 1887 zur Ausführung kommt."

1887/44
"Die S. Prag hat an ihre Mitglieder eine Einladung zur Zeichnung von 5% Anteilscheinen à 10 fl. eines in fünf Jahren rückzahlbaren Vorschusses von 1500 fl. behufs Erbauung der Riffler-Hütte in der Zillerthaler Gebirgsgruppe verschickt. Schon vor zwei Jahren hatte die S. Prag den Beschluss gefasst, zur Vervollständigung ihrer alpinen Arbeiten in der Zillerthaler Gebirgsgruppe eine Touristenhütte aufzuführen, um die Ersteigung des lohnendsten aller Hochgipfel dieser Gruppe, des aussichtsreichen Riffler 3239 m, zu erleichtern.
Die projectirte Riffler-Hütte kommt auf den dritten Melkerboden, unterhalb des malerischen Rifflersee's an eine von Sturm und Lawinen geschützte Stelle mit prachtvoller Aussicht in einer Höhe von 2250 M. zu stehen und wird von der Hütte aus die Spitze des Riffler in nunmehr sanftem Aufstieg, ohne jegliche Anstrengung in drei bis dreieinhalb Stunden zu erreichen sein. Die Durchführung des Baues wurde dem Zimmermeister Johann Hotter in Finkerberg für den Betrag von 1400 fl. übertragen. In Voraussicht der stets in hohem Grade bewiesenen Opferwilligkeit der Mitglieder hofft man für die innere Einrichtung der Hütte mit 375 fl. das Auskommen zu finden. Für die übrigen Kosten, z. B. für jene des zum Bauplatze herzustellenden Weges u. A., werden die in Rosenheim aus der Centralkasse bewilligten 500 fl. verwendet werden. Betreffs der inneren Einrichtung der Hütte sind einige Mitglieder mit dankenswerther Aufopferung als Beispiel vorangegangen, so z. B. das allgeschätzte Mitglied Herr Franz Höller, Vertreter der S. Prag in Karlsbad, sich erbötig gemacht hat, das nöthige Porzellangeschirr für die Hütte zu liefern, Herr S. erbot sich das Glasgeschirr zu spenden und ein ungenannt sein Wollender erbot sich zur Beistellung des eisernen Kochherdes.
Die Antheilscheine nebst Subscriptionsliste erliegen bei Herrn Dominikus, Buchhändler, Ferdinandsstrasse Nr. 38 in Prag, wohin auch die Darlehensbeträge einzusenden sind. Alle Jahre werden 30 Antheilscheine verloost."

1888/84
"Weg- und Hüttenarbeiten der S. Prag. Dieselbe hat ihren zehn Hütten im Jahre 1887 eine weitere Hütte, die Riffler-Hütte, zur leichteren Besteigung des Rifflers, des lohnendsten Gipfels der Zillerthaler Gebirgsgruppe, hinzugefügt und wurde zu dieser Hütte vom Thale aus ein Reitweg hergestellt, so dass selbe in 3 St., der Gipfel von da in 2 1/2 St. bequem erreicht werden kann."

1888/154
"Die von der S. Prag im Vorjahre erbaute Hütte am Riffler behufs Erleichterung der Besteigung dieses lohnendsten aller Hochgipfel dieser Gruppe wird soeben mit aller Sorgfalt und mit Berücksichtigung aller berechtigten Wünsche der Touristenwelt im Innern mit möglichstem Comfort eingerichtet. Ist schon der Bau dieser Hütte ein wahres Muster für dergleichen Touristenhütten, so wird die innere Einrichtung derselben auch in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig lassen. Zur Riffler-Hütte ist unweit Rosshag von der sogen. Kaserle-Höhe ein bequemer Reitweg angelegt. Die für Beginn der Reisesaison projektirte feierliche Eröffnung dürfte eines der gemüthlichsten alpinen Feste werden."

1888/177
"Riffler-Hütte. Die feierliche Eröffnung dieser 11. von der S. Prag erbauten Schutzhütte, die unweit des Rifflersee's, in 2250 m Höhe gelegen ist, findet wie folgt statt:
Am Sonntag, den 5. August, Abends 7 U Vorfeier im Gasthause des Herrn Ludwig Wildauer in Mairhofen. Montag, den 6. August, Aufbruch nach Dornauberg im Zemmgrund bis Ginzling (3 St.) oder bis Rosshag (4 St.), wo Nachtquartier genommen wird; Abends Festkneipe daselbst.
Dienstag, den 7. August, Morgens 6 U von Ginzling, um 7 U von Rosshag: Aufstieg zur Riffler- Hütte; 11 U Vormittags Eröffnungsfeier; Nachmittag Gesang und Musik; Abends bengalische Beleuchtung des wildromantischen Rifflersee's und Feuerwerk am See.
Mittwoch, den 8. August, Besteigung des bequem, zu, erreichenden höchst lohnenden.Riffler's 3239 m (3- 4 St.). Etwaige Anmeldungen und Auskünfte beim Festpräsidenten, Herrn Hermann Dominicus in Mairhofen im Zillerthal, Gasthof Wildauer (zugleich Post). Telegraphenstation Zell am Ziller."

1888/193
"Eröffnung der Riffler-Hütte. Die Ungunst des diesjährigen Sommers beeinträchtigt auch die alpinen Feste, mit welchen die Vollendung bedeutenderer Unternehmungen gefeiert zu werden pflegt. Auch die S. Prag musste dies erfahren. Die Eröffnungsfeier ihrer elften Hütte, der Riffler-Hütte, konnte nicht programmgemäss vollzogen werden, da nach dem rasch vorübergegangenen »Aufklaren« am Sonntag, den 5. August, Vormittags, gegen Abend wieder Regen und Schneefall eintrat. So beschränkte sich denn die Festfeier wesentlich auf ein heiteres, gemeinsames Abendmahl im »Stern« zu Mairhofen, an welchem über 30 Personen, darunter Vertreter der Sectionen Augsburg, Austria, München, Prag, Schwaben, Wiesbaden und Zillerthal theilnahmen.

Der Festpräsident, Herr Dominicus, eröffnete den Reigen der Trinksprüche, indem er der unermüdlichen Thätigkeit des Obmannes der S. Prag, Herrn J. Stüdl, gedachte, dem es leider nicht vergönnt war, an der Feier theilzunehmen. Ein donnerndes, dreifaches Hoch wurde dem allverehrten »Vater Stüdl« dargebracht, dessen Verdienste um die Erschliessung der Ostalpen und um den Alpenverein auch der Vertreter des C.-A. (Central Ausschuss <T.M.>) gedachte, der seinen Trinkspruch der S. Prag widmete, welche das grösste Arbeitsgebiet und die grösste Hüttenzahl besitzt.
Herr Schumann-Berlin trank auf das gute Einvernehmen der beiden im Zillerthal wirkenden Sectionen Berlin und Prag, von denen die Erstere mit ihren Arbeiten, insbesondere der vielberühmten Berliner-Hütte, das Zillerthal eigentlich erschloss.
Herr Dominicus erwiderte mit einem Hoch auf die S. Berlin; es folgten sodann Toaste auf den C.-A. und die Damen, Herr Lange-Berlin brachte seinen Trinkspruch dem Zillerthale, der Vertreter der S. Schwaben feierte den Festpräsidenten, Herrn Dominicus, der sich so grosse Verdienste um das Zillerthal erworben hatte, und im Namen der Thalschaft brachte Herr Verwalter Witzelsberger ein dreifaches Hoch auf den D. u. ö. A.-V. aus.
Die launige und humorvolle Leitung des Festabends durch Herrn Dominicus sorgte für fröhliche Stimmung, die auch durch den Regen nicht gestört wurde, welchem zum Trotz übrigens auch ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Die Zwischenpausen wurden durch trefflich gelungene, mit lebhaftem Beifall aufgenommene Vorträge der Sänger ausgefüllt.
War der Himmel auch der Eröffnungsfeier nicht hold, so wird er es hoffentlich um so mehr der Hütte sein, die mit allen Bequemlichkeiten überreich ausgestattet, in herrlicher Lage und auf trefflichem Wege zugänglich, eine willkommene Station für die Touristen ist, welche dem prächtigen Aussichtspunkte, dem Riffler, ihren Besuch abstatten wollen."

1889/90
"Die Rifflerhütte (Zillerthal) wurde im abgelaufenen Jahre vollendet und am 7. August feierlich eröffnet. Diese Hütte gehört nunmehr zu den besteingerichteten der Alpen. Der Gesammtaufwand für dieselbe (auch der Weg zu ihr wurde an den steilsten Stellen neu angelegt) beträgt fl. 2432.14."

1896/148
"Wie uns die S. Prag mittheilt, ist die Rifflerhütte zwar von Einbrechern verschont, dafür jedoch von einer Lawine beschädigt worden, welche die eine Wand gänzlich eingedrückt hat."

1900/107
Hüttenbesitz der S. Berlin in den Zillerthaler Alpen. Nach den Mittheilungen der S. Berlin sind die Verhandlungen mit der S. Prag wegen Ueberlassung der Olpererhütte und der Rifflerhütte an die S. Berlin, dank dem freundlichen Entgegenkommen der S. Prag, die ihre Thätigkeit mehr auf andere Gebiete vereinigen will, so gut wie abgeschlossen.

1926/300
Olperer- und Riffler- Hütte haben Holz, Licht und Kochgeschirr, aber keine Decken.

1938/17
Der Plan eines Höhenweges von der Gamshütte zur Rifflerhütte mußte zunächst zurückgesetzt werden.

Im März 1945 soll die Hütte durch eine Staubschneelawine zerstört und nachfolgend nicht wieder aufgebaut worden sein. Allerdings finde ich in den Mitteilungen des ÖAV 1948/S48 im Bestandsregister die Rifflerhütte mit 9 Matratzen und 6 Notlagern, vieleicht stand sie wirklich noch ein paar Jahre.
Den Bauplan von Johann Stüdl finden Sie
hier.
Ein Foto der Überreste der Rifflerhütte oberhalb von Kesselalm und Birglbergalm sehen Sie hier.