Sudetendeutsche Hütten

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(Alte) Prager Hütte 2489 m


Prager alt 1894Prager Hütte 1894
Aus Zeitschrift des DuÖAV 1894

Die im October 1871 erfolgte Eröffnung der Pusterthalerbahn macht es wahrscheinlich, dass in Zukunft auch die Südseite der Tauern das Ziel einer grösseren Anzahl von Reisenden werden dürfte."
Das war die Überlegung von Eduard Richter in seinem Bericht in der Zeitschrift des D.u.Ö.AV. 1872. Hier beschreibt er die Wanderung mit Johann Stüdl in der Venediger-Gruppe von Gschlöss aus. Am 18. August 1871 brachen sie von Windisch-Matrei auf, mit den Führern Thomas Groder aus Kals und J. Rangetiner aus Matrei. Als sie nach anstrengendem, weglosen Anstieg den Südabhang des Kesselkopfes erreichten dachten sie:
"......wie angenehm und bequem es wäre, wenn hier, wo eine Menge passender Punkte sich befinden, eine Unterkunftshütte stände....."
Es blieb nicht bei dem Gedanken, Stüdl legt den Bauplatz fest, und beauftragt den Matreier Gastwirt Hammerl mit der Ausführung des Baues. 1873 wird die Hütte eröffnet, "sie bietet 10 Personen Unterkunft, hat einen Sparherd, Kasten, Tisch, Bänke und Pritsche, Koch- und Speisegeschirre, Seile, Karten, Fremdenbuch und Thermometer; einen Bretterverschlag für Damen. Im Dachraume ist ein Heulager für 20 Personen." (aus dem Jahresbericht des D.u.Ö.AV 1873)
4 Jahre später, -1877- wird die Hütte durch eine Staublawine zerstört.
Die Schuld, einen solchen gefährdeten Bauplatz gewählt zu haben, trifft keinesfalls die Section Prag, sondern den Bauleiter in Windisch-Matrei, der die bestimmtesten Verfügungen betreffs des Bauplatzes von Seite der genannten Section unbeachtet liess und — verlockt durch die reizende Aussicht — den dermaligen Standpunkt wählte. Die Ausschussmitglieder Joh. Stüdl und Moritz Umlauft bezeichneten bei der Begehung des Terrains im Herbst vor dem Bau ausdrücklich eine ganz andere, viel weniger exponirte, jedoch dem Venediger um 1 Stunde näher gelegene Stelle am Kesselkopf - etwa nur 1/4 Stunde vom Gletscher entfernt - als den passendsten Standpunkt für die Hütte und wurde der Bau für diesen Punkt dem Bauleiter aufgetragen, leider dort aber nicht ausgeführt. Nachträglich sei erwähnt, dass das Fremdenbuch der Hütte 1876 einen Besuch von 163 Touristen ausweist, von denen 134 den Venediger bestiegen." (Mitteilungen des DuÖAV 1877 Seite 167/68)

alte Prager Hütte 2011Prager Hütte
Foto: T. Most 2011
Der Neubau wurde sofort in Angriff genommen, in den Mitteilungen des DuÖAV wird 1877 auf Seite 199 berichtet:

"Die Prager Hütte ist seit 27. August in ihrem ganz neuen Aufbau sowohl von Aussen wie von Innen fertig und der Benützung von Seite der Touristen übergeben. Dieselbe wurde nicht mehr auf dem früheren Standpunkt, sondern an einem geschützteren Ort, näher gegen den Bergabhang und zwar in weit grösseren Dimensionen als die frühere Hütte erbaut, und können in derselben 40 - 45 Personen bequem übernachten. Der rasche Aufbau dieser Hütte binnen 32 Tagen war nur möglich geworden durch die energische Inangriffnahme von Seite der Section Prag, deren Obmann den Bau persönlich einleitete, ferner durch die grosse Opfer- und Bereitwilligkeit der Matreier Führer, besonders des Franz Raneburger, des Tauemwirthes, und des Hrn. Hammerl."

Johannes Emmer beschreibt den Bau in seiner "Geschichte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins" 1894:
"Die Hütte ist in Mauerwerk erbaut, innen vertäfelt und enthält im Erdgeschoss eine Stube mit Herd und Schlafraum mit 15 Matratzenlagern, unter dem Dache Kammer des Wirthschafters und Schlafraum mit 25 Lagerstätten."

1882 wird ein Geländer angebracht und das Inventar sowie die Strohmatratzen vermehrt
1884 Die Sektion legt einen Reitweg an. Erstmalige Bewirtschaftung der Hütte, die von da an fortgesetzt wird.
1888 wird die Hälfte des Schindeldaches neu gedeckt.
1889 wird die zweite Hälfte gedeckt, sowie der Stall neu gebaut.
1901 legt Stüdl den Bauplatz einer neuen Hütte fest - eine Stunde näher am Großvenediger - da die bisherige infolge gesteigerten Fremdenverkehrs zu klein wurde.
Nachdem infolge immer grösser werdender Ansprüche die Erhaltung der Hütten immer grösseren Aufwand erfordert, sah sich die S. Prag genöthigt, um ihre Leistungsfähigkeit auf ein kleineres Gebiet zu vereinigen, das Zillerthaler Gebiet samt der dort befindlichen Olperer- und Rifflerhütte den Weganlagen und der Führeraufsicht an die S. Berlin abzutreten. Die hiedurch erzielte Summe wird zur Vergrösserung der Pragerhütte in der Venediger Gruppe verwendet werden, da der Besuch dieser Hütte von Jahr zu Jahr steigt und dieselbe den Anforderungen der Touristen nicht mehr entspricht.
1914 - 1918 bleibt die Hütte über die Kriegsdauer geschlossen. Sie wird durch Lawinen beschädigt, das Inventar durch Einbrüche verringert.

Schlatenkees
Blick über die Hütte zum Schlatenkees und Großvenediger
Foto: 2005 Rafael Brix WIKIMEDIA COMMONS

Blick zur neuen HütteVon der alten kann man schon die neue Hütte 2782m gut sehen
Foto: T. Most 2011


Blick zum GroßglocknerBlick von der Hütte zum Großglockner
Foto:T.Most 2011
1923 wird die Hütte völlig instandgesetzt, und wieder dem Verkehr übergeben.
1926 wird, um das gewaltsame Einbrechen durch Wintertouristen zu vermeiden, an der Südwand ein Wintereingang mit AV - Schloss geschaffen.

1940/1941 Während die anderen Hütten geöffnet sind, bleibt die Alte Prager wegen umfangreicher Instandsetzungsarbeiten geschlossen, bedingt durch schlechten Bauzustand, Trockenlegeung einer Mauer, Erneuerung des Fußbodens und der Wandvertäfelung. Der ausgebaute Dachboden wird wieder als Matratzenlager eingerichtet, und die Abtrennung der Räume im Erdgeschoß, in Küche, Gastraum und Zimmer der Wirtschafterin durchgeführt.
1962 wird der Küchenherd erneuert.
1964 wird ein Propangasherd aufgestellt, eine Wasserleitung für Quellwasser verlegt.
1968 wird die Versorgung durch die Fertigstellung des 1. Abschnittes der Materialseilbahn sichergestellt.
1992 übernimmt die Sektion Oberland die Hütte und betreibt sie als Jausenstation, aber als voll bewirtschaftete Hütte schafft es auch Oberland nicht. Die anstehenden Reparaturen, der Neubau der Materialseilbahn.... Oberland sucht einen Käufer.
2010 Die Übernahme durch die Sektion Matrei scheitert, der Hauptverband des deutschen Alpenvereins übernimmt die Hütte, sie bleibt aber geschlossen.

6 Jahre nach meinem Besuch kam für die Hütte die Wende:
Alte Prager Hütte wird zum Museum
Tirol-News 17.07.2017

 

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